Eine verlorene Zivilisation
Dr. Hugh Nibley von der BYU versucht die Tatsache wegzuerklären, dass Archäologen keinen einzigen Beweis gefunden haben, dass die Nephiten oder Jarediten je existierten:
„Buch-Mormon-Archäologen sind in der Vergangenheit oft enttäuscht gewesen, weil sie fortwährend nach den falschen Dingen Ausschau gehalten haben. Wir sollten über den allgemeinen Mangel an Ruinen in Amerika nicht überrascht sein… Im Hinblick auf das Wesen ihrer Zivilisation sollten wir uns, falls die Nephiten uns überhaupt keine Ruinen hinterlassen haben, kein Kopfzerbrechen machen. Leute unterschätzen die Möglichkeit, dass Dinge verschwinden können, und nehmen nicht wahr, dass die antiken Völker fast nie aus Stein bauten. Viele große Zivilisationen, die ein beachtliches Zeichen in der Geschichte und der Literatur hinterlassen haben, haben nicht eine einzige erkennbare Spur von sich zurückgelassen. Wir müssen aufhören, nach den falschen Dingen zu schauen…
Man gehe mit Vorsicht vor! Es gibt sicherlich einen Mangel an Ruinen auf diesem Kontinent, aber bis ein Objekt endgültig entweder als nephitisch oder jareditisch identifiziert ist, ist es gefährlich, damit zu beginnen, Schlussfolgerungen zu ziehen… Die Suche muss weitergehen, aber Schlussfolgerungen sollten warten. Wir fordern die Probleme heraus, wenn wir ein Objekt als nephitisch oder jareditisch beschreiben, da, wie Woolley sagt, ‚kein Bricht erschöpfend ist’, und dass sich jeden Augenblick etwas tun könnte (und oft geschieht das auch!), was eine komplette Umkehr etablierter Ansichten erfordert. Neben der Gefahr, Glauben an die ‘höchst zweifelhaften Materialien’ der Archäologie und das ‚unvermeidliche Subjektive’ und die persönlichen Auslegungen desselben aufzubauen, sollten wir daran denken, dass Archäologie bestenfalls ein Spiel mit Überraschungen ist.
Ein enttäuschendes Bild: Leute fragen oft: Wenn das Buch Mormon wahr ist, warum finden wir diesen Kontinent nicht mit mächtigen Ruinen überstreut? In der populären Sichtweise besteht das Vermächtnis jeder großen Zivilisation zumindest aus einigen Säulen im Mondschein. Wo ist eure jareditische und nephitische Pracht der Vergangenheit? Ein Nachlesen früherer Lektionen sollte diese Frage beantworten. Mit den Nephiten haben wir eine kleine und mobile Population, die sich über ein großes Landgebiet verstreute und in schnell gebauten, hölzernen Städten lebte. Ihre ehrgeizigsten Strukturen sind Befestigungen aus Erde und Baumstämmen, gelegentlich mit Steinen verstärkt. Diese kleine Nation dauerte weniger als tausend Jahre an. Ihre weit zahlreicheren und fortdauernden Zeitgenossen, die Lamaniten und ihre Freunde, einschließlich des Jareditenüberbleibsels (von denen wir glauben, dass sie sich ziemlich ausgedehnt hatten) hatten eine Art von Kultur, die wenig hinterließ.
…Wir haben keine Beschreibung von irgendeiner Buch-Mormon-Stadt vergleichbar mit Homers Beschreibung von Troja. Wie sollen wir eine nephitische Stadt erkennen, wenn wir sie finden? (An Approach to the Book of Mormon, von Hugh Nebley, Salt Lake City, 1957, S.366, 370 & 373)
M. Wells Jakeman, Professor der Archäologie an der BYU, ist deutlich anderer Meinung als Dr. Nibley und er beschuldigt ihn der Falschdarstellung:
„Unglücklicherweise ist die Erörterung des Autors über den archäologischen Zugang zum Buch Mormon durch einen Versuch, in die Köpfe der Leser ein emotionales Urteil gegen diesen Versuch oder gegen die Vorgehensweise, einzupflanzen, wertlos gemacht worden. So bezieht er sich verunglimpfend auf diejenigen, die dieses Feld als ‚Leute, die sich Archäologen nennnen’, (S. 366) untersuchen und auf ‚diese selbsternannten Archäologen’ (S. 363). Dann fährt er – obwohl selbst kein Archäologe – damit fort, den Leser darüber anzuweisen, was Archäologie ist und ihr wahrer Wert für das Buch Mormon…
„Die Verdrehungen und falschen Auffassungen, die die ‚Anweisungen’ über Archäologie umfassen, die in diesem Anhang gegeben werden, sind zu zahlreich, um sie hier vollständig abhandeln zu können…
Wenden wir uns den ‚Anweisungen’ des Autors in Bezug auf das besondere Feld der Buch-Mormon-Archäologie zu… so finden wir, dass hier die hauptsächliche ‚Lehre’ darin besteht, dass Buch-Mormon-Archäologen ‚ständig nach den falschen Dingen geschaut haben’; d. h. sie haben nach den Städten der Nephiten geschaut, die durch Ruinen großer Steingebäude markiert gewesen wären (S. 366, 370-375)…
Unglücklicherweise offenbart der Autor in diesen ‚Anweisungen’, anstatt den Buch-Mormon-Archäologen wirklich wertvollen Rat zu geben, nur seine eigene vollkommene Unkenntnis über die aktuelle Lage auf diesem Feld… das nephitische Volk… baute gewöhnlich ihre Behausungen, Tempel und Paläste eher aus Holz und ihre Befestigungen aus Erde als aus Stein (obwohl anscheinend gelegentlich Stein verwendet worden ist, ebenso Zement und wahrscheinlich Ziegel)… Offensichtlich hatte der Autor wenig über das aktuelle Feld der Buch-Mormon-Archäologie gelesen, bevor er seinen ‚Ratschlag an die Buch-Mormon-Archäologen’ niederschrieb… dass ‚die Altertümlichen nie aus Stein bauten’, muss mit Sicherheit eine absichtliche Übertreibung sein…
Schließlich können wir nicht an der Aussage des Autors über ‚den Mangel an Ruinen in Amerika im Allgemeinen’ vorübergehen. Dies ist wahrhaft eine erstaunliche Erklärung von einem, der sich anmaßt, amerikanischen Archäologen, die damit beschäftigt sind, Anweisungen zu geben!... Dass die Buch-Mormon-Zivilisationen, die somit hauptsächlich nomadisch waren, in der Neuen Welt geblüht haben könnten und doch keinen archäologischen oder materiellen Beweis von ihrer Existenz hinterlassen haben, wird gemäß dem Autor mit der Tatsache untermauert, dass ‚viele große Zivilisationen, die ein beachtliches Zeichen in der Geschichte [der Alten Welt] und der Literatur hinterlassen haben, nicht eine einzige erkennbare [archäologische] Spur von sich zurückgelassen haben’ (S. 366; ‚dass sie dort existierten, darüber gibt es nicht den geringsten Zweifel, dennoch hinterließen einige der größten nicht einmal ein Bett oder einen Knopf, der definitiv identifiziert werden kann’ – S. 371).
Zwei ernsthafte Falschdarstellungen sind im obigen Argument offensichtlich. Als erstes ignoriert die Idee, dass die Buch-Mormon-Völker hauptsächlich nomadisch wären, einfach die zahllosen Hinweise im Bericht ins Gegenteilige… das Buch Mormon verweist auf die Zeit und wiederholt auf beständige Ansiedlungen seiner Völker – ‚Städte’ oder ‚Dörfer’ mit Kornfeldern ringsherum – und selten auf vorübergehende Ansiedlungen (Zeltlager)… die Buch-Mormon-Völker, statt dass sie einen ‚Kulturtyp [nämlich nomadisch] hatten, der wenig, wenn überhaupt etwas hinterließ’, wie vom Autor behauptet, hatten in Wirklichkeit Kulturen von hauptsächlich sesshaftem Typ, der - wie durch Ergebnisse der archäologischen Ausgrabung in der ganzen Welt – beständig ausgiebiges Material zurckließ!
Die andere ernsthafte Falschdarstellung des Autors… ist sein Glaube, dass nomadische Jagd- oder Viehhaltungskulturen,… in seinen Augen ‚wenig, wenn überhaupt etwas’ zurückließen… Nun werden alle Studenten der Archäologie wissen, dass diese Behauptung mit den Tatsachen in direktem Widerspruch steht. Obwohl Ruinen oder Gebäudeüberreste gewöhnlich von nomadischen Kulturen nicht hinterlassen werden, ist die Literatur voll von Ausgrabungsberichten und anderen Beschreibungen von Materialüberresten, die ein Lager oder Wohnhöhlen solcher Kulturen markieren – tatsächlich Überreste von der Art, die unbeschränkt bestehen bleiben und deshalb aus der Zeit der Buch-Mormon-Kulturen überdauern: Stein- und Knochenwerkzeuge, Lebensmittelabfallhaufen… Folglich hätte man, selbst wenn die Buch-Mormon-Völker hauptsächlich nomadisch gewesen wären – wie wir gesehen haben, waren sie es nicht – eine große Menge an materiellen Überresten oder archäologische Spuren von ihrer Existenz erwarten können… Archäologie hat auch mit größter Sicherheit das letzte Wort in Bezug auf die Existenz einer gesamten antiken Kultur zu sagen. Zumindest verhält es sich so im Falle einer städtischen Kultur mit einer Dauer von vielen Jahrhunderten, die durch zahlreiche ständige Ansiedlungen gekennzeichnet sind wie die Zivilisationen des Buches Mormon; es ist unbegreiflich – und im Gegensatz zur weltweiten, archäologischen Erfahrung – dass solche Zivilisationen je existiert haben könnten, ohne einige identifizierbare Überreste zu hinterlassen.
Tatsächlich muss dem Autor eine ernsthafte Falschdarstellung des Wertes des archäologischen Materials als Quelle für historische Information vorgeworfen werden.“ (The University Archaelogical Society Newsletter, BYU, 30. März 1957, S. 1-7)
Dr. Hugh Nibley scheint zu merken, dass Archäologie keine wirkliche Unterstützung für die Geschichte geliefert hat, die man im Buch Mormon findet, und deshalb behauptet er in seinem neuesten Buch immer noch, dass Archäologen „nach den falschen Dingen an den falschen Orten“ suchen: „Vor kurzem berichtete ein protestantisches Journal, das weite Verbreitung genießt, mit offensichtlicher Genugtuung, dass es ‚keinen nichtmormonischen Archäologen gibt, der die Indianer für Nachkommen der Juden hält, oder dass das Christentum vor Kolumbus in der Neuen Welt bekannt war’. Das ist kaum überraschend. Jahre lang haben wir darauf hingewiesen, dass man solche Ergebnisse nur erwarten kann, so lange die Leute darauf bestehen, nach den falschen Dingen an den falschen Plätzen zu suchen. Wie könnte ein Archäologe aller Völker hoffen, beweisen zu können, ‚dass die Indianer von den Juden abstammen, oder dass das Christentum in der Neuen Welt vor Kolumbus bekannt war?“ (Since Cumorah, Salt Lake City, 1967, Seite 162)
Auf Seite 243-244 desselben Buches gibt Dr. Nibley zu, dass es keinen wirklichen Beweis dafür gibt, dass die Nephiten je existierten:
Von Anfang an erkannten sowohl die Mormonen als auch ihre Gegner die Möglichkeit, das Buch Mormon auf wissenschaftliche Weise zu prüfen. Das Buch beschreibt bestimmte Gesichtspunkte der Zivilisation, die besagen, dass sie in der Neuen Welt in alten Zeiten existiert haben. Sehr wohl, wo sind die Überreste? Eine riesige Menge von Zeit, Energie und Geduld ist dafür aufgewendet worden, um über ihre Auslegungen der spärlichen Beweise, die zur Verfügung stehen, zu argumentieren, aber sehr wenig ist der systematischen Suche nach Mehr gewidmet worden. Natürlich, fast jedes Objekt könnte denkbar eine Verbindung mit dem Buch Mormon haben, ABER NUR EINE INSCHRIFT, die gelesen und grob datiert werden könnte, könnte die Brücke über der Lücke zwischen dem, was man Präaktualistische Archäologie nennen könnte, und dem Kontakt mit den Realitäten der nephitischen Zivilisation schlagen.
Die Möglichkeit, dass eine große Nation oder ein Weltreich, das einst in riesigen Landgebieten vorherrschte und Jahrhunderte lang blühte, tatsächlich verloren geht und verloren bleibt, trotz jeder Bemühung von Menschen, ihre Spuren zu entdecken, ist viele Male demonstriert worden, seit Schliemann die wirkliche Welt der Mykäner fand…
So verhält es sich mit den Nephiten. ALLES, was wir zum Datieren haben, ist der geschriebene Geschichtsbericht. Das bedeutet nicht, dass unsere Nephiten notwendigerweise mythisch sind, da der Fall jener Zivilisationen der Alten Welt uns bis heute gelehrt hat, dass die Existenz von geschriebenen Berichten, von denen niemand behauptet, dass sie erfunden wurden, an sich gut ist, wenn nicht der beste Beweis dafür, dass ein Volk wirklich existierte. Aber wie die Dinge stehen, befinden wir uns immer noch im präarchäologischen und präanthropologischen Status des Buch-Mormon-Studiums. Was bedeutet, dass es nichts gibt, das ein Anthropologe oder solch ein Archäologe über das Buch Mormon sagen kann. Die nephitische Zivilisation war von Natur aus städtisch, wie die Zivilisationen Athens und Babylons, und bei Weitem mehr räumlich und zeitlich eingeschränkt als eine von diesen beiden. Sie hätte genauso leicht und vollständig aus der Sicht verschwinden können wie die Welten von Ugarit, Ur oder Knossos; und bis irgendein physischer Überrest davon, ganz gleich WIE UNBEDEUTEND, zweifelsfrei identifiziert worden ist, was kann irgendein Student der physischen Überbeibsel möglicherweise darüber sagen? Alles, was bis dahin von Anthropologen und Archäologen über das Buch Mormon geschrieben worden ist – selbst von echten Archäologen – muss mit Vorsicht genossen werden, aus demselben Grund warum wir Studien über das verlorene Atlantis mit Vorsicht genießen müssen: Nicht weil es nicht existierte, sondern weil es NOCH NICHT GEFUNDEN WURDE. (Since Cumorah, S.243-244).
In einer Ansprache an die Brigham Young University Archaelogical Society am 25. März 1964 erklärte Fletcher B. Hammond deutlich, dass „immer noch KEIN Artefakt erschienen ist, dass wir Heilige der Letzten Tage der Welt präsentieren können – und mit jeder wissenschaftlichen Regel beweisen – dass solch ein Artefakt schlüssiger Beweis für irgendeinen Teil des Buches Mormon ist. Der Mangel an Gewissheiten über Buch-Mormon-Landmarken rechtfertigt die Schlussfolgerung, dass es dort in Mittelamerika ausgiebige Landveränderungen während der 1500 Jahre gegeben hat; und dies scheint Tatsache zu sein.“ (Geographie of the Book of Mormon, von Fletcher B. Hammond, eine Ansprache, gegeben am 25. März 1964, BYU, Seite 5)
Der Mormonenschreiber J. N. Washburn bemerkte, dass er „stark der Meinung“ wäre, „ dass es zur gegenwärtigen Zeit nicht viele externe Beweise über die Göttlichkeit des Buches Mormon gibt. Vieles, das oft als Beweis zitiert wird ist nach meinem Verständnis Wunschdenken.“ (Contents, Structure, and Authorship of the Book of Mormon, S. 203)
Joseph Fielding Smith, der zehnte Präsident der Mormonenkirche gibt zu, dass Archäologie das Buch Mormon nicht beweist:
„Wir haben keinen echten Beweis, dass Archäologen sich auf das gestützt haben, was im Buch Mormon geschrieben steht, um Hilfe in ihrer wissenschaftlichen Forschung zu haben…
Es ist die persönliche Meinung des Schreibers, dass der Herr NICHT die Absicht hat, dass das Buch Mormon zumindest zur gegenwärtigen Zeit durch irgendeinen archäologischen Fund als wahr bewiesen werden soll.“ (Answers to Gospel Questions, Salt Lake City, 1958, Bd. 2, S. 95-96)
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