Die Newark-Steine
Am 10. April 1870 machte der Mormonenapostel Orson Pratt folgende Aussagen:
„Dreißig Jahre, nachdem das Buch Mormon in den Druck ging,… wurde einer der großen Grabhügel südlich der großen Seen in der Nähe von Newark in Ohio geöffnet… sie fanden einen großen Stein, der hohl zu sein schien;… ein weiterer Stein wurde im Innern des Steines gefunden,… Auf dem Stein aus dem Innern war die Figur eines Menschen eingraviert… über dem Kopf dieses Mannes befanden sich die hebräischen Schriftzeichen für… den altertümlichen Namen Moses; während sich auf jeder Seite dieser Abbildung und auf verschiedenen Seiten des Steines, darüber, daneben und ringsherum die Zehn Gebote befanden, die auf dem Berg Sinai empfangen wurden, geschrieben in hebräischen Schriftzeichen… Und was beweist diese Entdeckung? Sie beweist, dass die Erbauer dieses Grabhügels,… hebräische Schriftzeichen verstanden haben mussten;…
Ich habe diesen heiligen Stein gesehen. Dies ist keine ausgeheckte Geschichte… Dies ist also ein externer Beweis, unabhängig von Beweisen aus Heiliger Schrift, auf die ich angespielt habe, als Zeugnis für die göttliche Echtheit des Buches Mormon… etliche weitere Grabhügel wurden in der Gegend von Newark geöffnet, in etlichen Fällen wurden hebräische Schriftzeichen gefunden. Unter ihnen befand sich folgender wunderschöner Ausdruck, mit einem ihrer antiken Toten begraben: ‚Möge der Herr mit mir, einem Nephiten, Gnade haben.’ Er wurde ein wenig anders übersetzt – ‚Nephel’… Die Nephiten… als sie einen ihrer Brüder in diesem antiken Grabhügel begruben, fügten die hebräischen Schriftzeichen bei, die bedeuteten: ‚Möge der Herr mit mir, einem Nephiten, Gnade haben.’ Dies ist ein weiterer direkter Beweis von der göttlichen Echtheit des Buches Mormon, das hervorgebracht und durch Inspiration etwa fünfunddreißig Jahre, bevor diese Inschrift gefunden wurde, übersetzt wurde.“ (Journal of Discourses, Bd. 13, S. 130-131)
Zuerst hielten viele Leute die Newark-Steine für echt, aber jetzt werden sie als Fälschungen angesehen. In den Ohio Archaelogical and Historical Publications, April 1908, finden wir folgendes:
„Professor Warren K. Moorehead… hat folgendes in Bezug auf die Newark-Entdeckung zu sagen:
‚Einige Schreiber haben Zeugnisse aus dem Feld falsch dargestellt und verdreht, um ihre vorgefassten Theorien zu stützen… wir müssen aber die Aufmerksamkeit unserer Leser auf den berühmten ‚Heiligen Stein’ von Newark lenken. Ein begeisterter Archäologe, der viele Jahre lang in Newark, Ohio, wohnte … glaubte, dass die verlorenen Zehn Stämme Israels die Vorfahren der Grabhügel bauenden Stämme waren. Nachdem er einen Grabhügel nach dem anderen geöffnet hatte und keinen Beweis fand, der seine Hypothese unterstützte, wurde er verzweifelt. Er kaufte eine hebräische Bibel und eine Fibel und kurz danach wurde eine… Platte gefunden, auf dessen einer Seite sich eine Abbildung von Moses befand und auf der Rückseite eine abgekürzte Form der Zehn Gebote… Niemand bezweifelte die Echtheit der Angelegenheit, bis dieser Mann tot war. Während des Reinigens seines Büros fand der Vermögensverwalter in einem kleinen Hinterzimmer Schieferstücke mit Eingravierungsversuchen von hebräischen Schriftzeichen darauf. Sie fanden auch ein ordentliches Exemplar von einem Holzschnitt von Moses, das als Titelbild im Testament verwendet wurde.
Der Einfluss dieses übereifrigen Betrügers hat sich über die ganze Länge und Breite unseres Landes verbreitet und man kann immer noch in Lektionen über amerikanische Archäologie Aussagen über die jüdische Herkunft der Indianer hören, die sich auf solche Behauptungen von Zeugnissen über den angeblichen ‚Heiligen Stein von Newark’ stützen, der, wie oben gezeigt, einfach eine Fälschung war.’… Von dem Zeugnis, auf diese Weise produziert, glauben wir, dass es ausreichend ist, jeden Leser zu überzeugen, dass diese angeblichen religiösen Relikte von einem prähistorischen Volk Schwindel waren… Zum Schluss könnte man noch hinzufügen, dass viele andere Steine in verschiedenen Grabhügeln gefunden worden sind, die angebliche Inschriften tragen, von denen die jeweiligen Finder behaupten, dass sie Beweise seien, dass die Grabhügelbauer, wer immer sie auch waren, eine geschriebene Sprache hatten. Aber in fast jedem Fall sind diese so genannten Funde als unecht oder von solch zweifelhaftem Umfeld befunden worden, dass sie keinen Beweiswert haben…“ (Ohio Archaelogical and Historical Publications, Bd. XVII, Nr. 2, April 1908, S. 214, 215 und 218)
Obwohl die Beweise gegen die Echtheit dieser Artefakte überwältigend sind, benutzten die Mormonenapostel John A. Widtsoe und Franklin S. Harris Jun. diese angeblichen Entdeckungen als Beweise für das Buch Mormon. In der Tat benutzten sie sogar Orson Pratts Übersetzung, die das Wort „Nephite“ enthielt: „In der Nähe von Newark, Ohio, wurde ein Abriss der Zehn Gebote gefunden…
Ungefähr 1865 wurden eine Reihe hebräischer Schriftzeichen gefunden, die in Grabhügeln in der Nähe von Newark begraben waren; einer davon war folgender Ausdruck, der mit einem ihrer antiken Toten begraben war: ‚Möge der Herr Gnade mit mir, einem Nephiten, haben.’ (als Nephel übersetzt) (Roberts 3:56)“ (Seven Claims of the Book of Mormon, 1937, S. 111-112)
In unserem Buch Archaelogy and the Book of Mormon, S. 32-33 liefern wir zusätzliche Beweise, um zu zeigen, dass die Newark-Steine Fälschungen sind und dass die Übersetzung “Nephite” nicht akzeptiert werden kann. Tatsächlich erscheint das Wort „nephel“ als Wort Nr. 5309 im „Hebrew and Chaldee Dictionary“, das man in Strong’s Exhaustive Concordance of the Bible findet, und es wird wie folgt definiert: „etwas Gefallenes, d. h. eine Fehlgeburt – unzeitige Geburt.“ Dieses Wort wird in Hiob 3:16 verwendet: „Wie die verscharrte FEHLGEBURT wäre ich nicht mehr, Kindern gleich, die das Licht nie geschaut.“ Hieraus ist es offensichtlich, dass die Inschrift übersetzt werden sollte: „Möge der Herr mit mir, einer FEHLGEBURT, Gnade haben.“ Da ist nichts, dass die falsche Übersetzung unterstützt: „Möge der Herr Gnade mit mir, einem NEPHITEN, haben.“ Wie im Fall der Kinderhook-Platten lieferten die Mormonenführer eine falsche Übersetzung von einem falschen Artefakt.
Die meisten Mormonengelehrten glauben nicht mehr an die Echtheit von David Wyricks „Heiligen Steinen“. Stanley B. Kimball weist sie tatsächlich vollständig zurück: „Einer meiner Korrespondenten gab mir einen Rat in Bezug auf ‚Wyricks Heilige Steine’… gegenwärtig im Johnson-Humrickhouse-Museum, Coshocton, Ohio, und erklärte, dass ‚Mormonen glauben, dass diese gefälschten Artefakte echt sind’. Diese interessanten Steine sind tatsächlich in diesem Museum zu sehen. Es scheint aber, dass sie FÄLSCHUNGEN sind, die um 1860 herum in einer verzweifelten Bemühung von jemandem ins Leben gerufen wurden, um zu beweisen, dass die Grabhügel bauenden Indianer Ohios auf irgendeine Weise eine Verbindung mit den verlorenen Stämmen Israels hatten. Die Behauptung, dass Mormonen glauben, dass sie echt sind, ist haltlos.“ (Brigham Young University Studies, Sommer 1971, Seite 539)
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