Ferner erzählte Mr. Stafford in der selben Aussage:
„Ein anderes Mal erdachten sie [die Smiths] sich einen Plan, durch den sie ihren Hunger mit dem Fleisch von eines meiner Schafe stillen könnten. Sie hatten in meiner Schafherde einen großen, fetten, schwarzen Widder gesehen. Der alte Joseph und einer der Jungen kamen eines Tages zu mir und sagten, dass Joseph Jun. einige sehr bemerkenswerte und wertvolle Schätze gesehen hätte, die nur auf eine Weise geborgen werden könnten. Dieser Weg war folgender: - Dass ein schwarzes Schaf auf den Boden gebracht werden sollte, wo die Schätze verborgen waren – dass es nach dem Durchschneiden der Kehle während des Blutens in einem Kreis herumgeführt werden sollte. Nachdem dies getan worden wäre, würde der Zorn des bösen Geistes beruhigt sein; die Schätze könnten dann geborgen werden und mein Anteil davon wäre das Vierfache. Um meine Neugier zu befriedigen, überließ ich ihnen ein großes, fettes Schaf. Sie informierten mich später, dass das Schaf entsprechend dem Gebot getötet wurde, aber da es in der Prozedur irgendwie einen Fehler gab, hatte es nicht die gewünschte Wirkung. Dies ist, glaube ich, das einzige Mal, dass sie aus dem Geldgräbergeschäft einen Profit herausschlugen. Sie hatten aber ständig eine wertlose Bande um sich, deren Geschäft es war, nachts nach Geld zu graben und die tagsüber mehr mit Hammelfleisch zu tun hatte als mit Geld.“ (Early Mormon Documents, Bd. 2, S. 61)
Viele Nachbarn und Bekannte der Smiths machten ähnliche Aussagen, die von der Verwicklung der Smiths in magische Praktiken und Geldgräberei erzählen. Diese sind jetzt in Early Mormon Documents, zusammengestellt von Dan Vogel, Band 2-5, gesammelt und neu veröffentlicht worden.
Joseph Smiths Mutter bestätigte seine Allbekanntheit als Glasgucker oder Wahrsager und erzählte, wie ein Mr. Stowell quer durch den Staat reiste, um ihn anzuheuern:
„Kurz bevor das Haus fertig war [1825], kam ein Mann namens Josiah Stoal [Stowell] aus der Chenango-Grafschaft, New York, mit der Absicht, Joseph dazu zu bekommen, ihm beim Graben nach einer Silbermine [in Pennsylvania] zu helfen. Er kam auf Joseph, weil er gehört hatte, dass er bestimmte Mittel besäße, durch die er Dinge erkennen könnte, die dem natürlichen Auge unsichtbar sind.“ (Biographical Sketches of Joseph Smith the Prophet, and his Progenitors for Many Generations, by Lucy Smith, 1853, p. 91; also reproduced in Lucy's Book: A Critical Edition of Lucy Mack Smith's Family Memoir, edited by Lavina F. Anderson, Signature Books, 2001, pp. 359-360)
H. Michael Marquardt erzählt, dass beide Elternteile Smiths behaupteten, dass Stowell ihn wegen seines magischen Steins aussuchte:
„Smiths Eltern deuteten an, dass er für Stowel mehr als nur eine angeheuerte Hand war. Joseph Sen. erzählte Berichten gemäß Fayette Lapham, dass sein Sohn nach Harmony, Pennsylvania, ging ‚auf Bitten von jemand, der die Hilfe seiner göttlichen Rute und seines göttlichen Steins wünschte, um verborgene Schätze zu finden, die angeblich dort bei den Indianern oder woanders gelagert wären’. Lucy erinnerte sich ähnlich, dass Stowell nach der Hilfe ihrer Söhne getrachtet hatte, weil er hörte, dass Joseph ‚bestimmte Schlüssel besaß, durch er Dinge erkennen konnte, die für das natürliche Auge unsichtbar sind’.
In anderen Worten: Es war wegen des Rufs der Smiths, dass Vater und Sohn die Reise von über einhundert Meilen nach Harmony, Pennsylvania, unternahmen, wo Stowell sie einstellte, um zu helfen, die Mine ausfindig zu machen. Smith war jetzt neunzehn und sein Vater vierundfünfzig.“ (The Rise of Mormonism: 1816-1844, von H. Michael Marquardt, Xulon, 2005, S. 63)
Mit magischen Steinen und Schatzgräberei zu tun zu haben, war in den frühen 1800ern in den Neuengland-Staaten ziemlich gewöhnlich und viele sahen es nicht als gegensätzlich zu einem aktiven Kirchenleben an. Fawn Brodie, die berühmte Biographikerin Joseph Smiths, erzählte von dem gemeinschaftlichen Interesse an Schatzgräberei und dem Einfluss von Luman Walters, dem Magier:
„Die Aufregung über die Möglichkeiten von indianischen Schätzen und vielleicht vergrabenem spanischen Gold erreichte in Palmyra ihren Höhepunkt mit dem Erscheinen eines, wie der Herausgeber des Palmyra ‚Reflector’ ihn nannte, ‚vagabundierenden Wahrsagers’ namens Walters, der auf diese Weise das Vertrauen etlicher Farmer gewann, so dass sie ihm für einige Monate drei Dollar pro Tag dafür zahlten, dass er auf ihren Grundstücken nach vergrabenem Geld jagte. Zusätzlich zu Kristallen, ausgestopften Kröten und Wünschelruten, der üblichen Ausrüstung eines ‚Scryer’* behauptete Walters, einen alten indianischen Bericht gefunden zu haben, der die Orte ihrer verborgenen Schätze beschreibt. Diesen las er laut seinen Anhängern vor, in einer, so schien es, fremdartigen und exotischen Sprache, aber tatsächlich handelte es sich um eine, so verkündete es der Herausgeber der Zeitung, alte lateinische Version von Caesars [Ciceros] ‚Reden’. Die Presseberichte, die Walters Aktivitäten beschrieben, 1830-31 veröffentlicht, erklärten deutlich, dass sein Mantel, als er die Gegend verließ, auf den jungen Smith fiel. (No Man Knows My History: The Life of Joseph Smith, The Mormon Prophet, von Fawn Brodie, 1971, Knopf, S. 19. Mehr Information über Luman Walters finden Sie in Early Mormonism and the Magic World View, von D. Michael Quinn, Signature Books, Ausg. von 1998, S. 116-132)
*Eine Person, die mit Hilfsmitteln Visionen sehen kann (Anmerkung des Übersetzers).
Während sie für Mr. Stowell arbeiteten, kamen sie mit etlichen anderen Geldgräbern zu einer Übereinkunft, dass sie jeden Schatzfund teilen würden. H. Michael Marquardt bemerkte über diese Übereinkunft:
Am 1. November 1825, bald nach ihrer Ankunft in Harmony und in Erwartung ihrer Entdeckungen, setzten Stowells Schatzgräbergesellschaft „Artikel des Abkommens“ auf. Dieses Abkommen setzte fest, „falls irgendetwas von Wert an einem bestimmten Ort in Pennsylvania nahe Wm. Hales Haus erlangt werden sollte, wo vermutlich eine reiche Mine von Gold oder Silber und auch Münzgeld und Gold- oder Silberbarren enthalten sind, würde jedes Mitglied einen Anteil erhalten,… Gemäß diesem Abkommen würden Joseph Sen. und sein Sohn Joseph (die beide das Abkommen unterzeichneten) „zwei Elftel von allem Besitz erhalten, der erlangt werden würde“. (The Rise of Mormonism: 1816-1844, S. 63-64)
Das gesamte Abkommen ist in Early Mormon Documents, Bd. 4, S. 407-413 abgedruckt. Dieses Abkommen sollte zurückkommen, um Smith zu verfolgen, als diese Männer das Gefühl hatten, dass sie einen Anteil an den Buch-Mormon-Goldplatten haben sollten. Dies führte zu einer Reihe von Versuchen, die Platten von den Smiths zu stehlen.
Die Männer erfuhren wahrscheinlich von Willard Chase, dass Smith dabei war, die Platten aus dem Hügel zu bekommen. Chase war von Smith gebeten worden, eine Kiste herzustellen, in der er die Platten lagern könnte. Dan Vogel bemerkte:
“Der Tischler war wahrscheinlich Willard Chase, der sagte, dass Smith ungefähr zu dieser Zeit zu ihm kam und er ‚bat mich, ihm eine Kiste zu machen, und informierte mich, dass er plante, nach Pennsylvania zurück zu gehen, und erwartete, bald sein goldenes Buch zu bekommen, dass er eine Kiste wünschte, um es darin zu verschließen, wobei er mir gleichzeitig zu verstehen gab, dass er mir, wenn ich die Kiste machen würde, einen Anteil an dem Buch geben würde’. Chase lehnte ab, da er andere dringendere Arbeit zu tun hatte… Trotz dieser Skepsis über die Goldplatten, schloss sich Chase bald anderen Schatzsuchern an, in der Bemühung herauszufinden, wo Smith sie versteckt hatte.“
Die Diskussion mit Chase gab den anderen Schatzsuchern den Wink, die wütend auf Smith wurden, weil er ihnen die Platten vorenthielt… Sich an einen Besuch in dieser Gegend im Jahre 1828 erinnernd, erklärte David Whitmer [einer der Zeugen für das Buch Mormon]: „Ich hatte Gespräche mit einigen jungen Männern, die sagten, dass Joseph Smith mit Sicherheit Goldplatten hätte, und dass er, bevor er sie erhielt, versprochen hätte, sie mit ihnen zu teilen, aber er hätte es nicht getan und sie wären sehr gegen ihn aufgebracht.“ (Joseph Smith: The Making of a Prophet, von Dan Vogel, Signature Books, 2004, S. 95)
Im Allgemeinen stimmen HLT-Historiker zu, dass Joseph Smith als junger Mann in magische Praktiken verwickelt war, aber sie neigen dazu, ihre Bedeutung zu bagatellisieren. Richard Bushman aber, ein wohlangesehener HLT-Gelehrter, hat mehrere Seiten in seinem Buch Joseph Smith: Rough Stone Rolling Smiths Geldgräberei gewidmet. Auf Seite 50 merkt er an:
“Die Smiths waren ebenso empfänglich für die Schatzsucherfolklore wie ihre Nachbarn. Zusätzlich zu Wünschelrute und Wahrsagersteinen glaubten die Smiths wahrscheinlich an rudimentäre Astrologie, die sie in den allgegenwärtigen Almanachs fanden. Magische Pergamente, die in der Familie Hyrum Smiths weitergereicht wurden, könnten ursprünglich Joseph Smith Sen. gehört haben. Der Besuch des Engels und die Entdeckung von Goldplatten hätten den Glauben an übernatürliche Macht bestätigt. Für Leute mit einem magisch eingerahmten Verstand, erschien Moroni wie einer der Geister, der in den Erzählungen der Schatzsucher über Schätze Wache stand. Die Ähnlichkeiten könnten sogar die außergewöhnliche Geschichte in der Familie Smith glaubhafter gemacht haben. Lucy erkannte die Überschneidung im Vorwort ihrer Erzählung von den Platten und warnte davor, zu denken,
‚dass wir unsere Arbeit einstellten und hingingen und versuchten, die Fähigkeit Abracs zu erlangen, magische Kreise zu zeichnen oder wahr zu sagen, um alle Arten von Geschäften zu vernachlässigen, da wir während unseres Lebens niemals zuließen, dass ein wichtiges Interesse jede andere Verpflichtung verschlang, aber während wir mit unseren Händen arbeiteten, bemühten wir uns, den Dienst für unsere Seelen & und die Wohlfahrt für sie nicht zu vergessen.’
Lucys Punkt war, dass die Smiths nicht faul waren – sie hatten ihre Arbeit nicht eingestellt, um magische Praktiken auszuüben –, aber sie zeigte ihr Wissen über Formeln und Rituale und verband sie mit „der Wohlfahrt für ihre Seelen“. Magie und Religion verschmolzen in der Familienkultur der Smiths miteinander…
Joseph Jun. wies nie die Steine zurück oder leugnete ihre Macht, Schätze zu finden. Reste der magischen Kultur blieben bis zum Ende bei ihm. (Joseph Smith: Rough Stone Rolling, von Richard L. Bushman, 2005, Knopf, S. 50-51)
1826 wurde Joseph Smith, während er für Mr. Stowell arbeitete wegen eines Vergehens in Bezug auf seine magischen Praktiken verklagt. Mr. Stowells Neffe brachte die Anklagen gegen Smith vor, da er glaubte, dass Smith ein Betrüger war. Richard Bushman schreibt:
“Notizen von einem Erscheinen vor Gericht im März 1826 in South Bainbridge werfen Licht auf die Geisteshaltung der Familie Smith in Bezug auf die Schatzsucherei unmittelbar vor dem Erhalt der Platten. Peter Bridgeman, Neffe von Josiah Stowell, eröffnete eine Anklage gegen Joseph Smith Jun. als eine liederliche Person in South Bainbridge, Chenango-Grafschaft, New York. Das Gesetz New Yorks legte fest, dass jeder, der vorgab, die Fähigkeit zu haben, verlorene Dinge zu finden, als eine liederliche Person gerichtet werden sollte… Vermutlich glaubte Bridgeman, dass Joseph Smith versuchte, den alten Mann zu betrügen, indem er behauptete, magische Kräfte zu haben. Im Gerichtsprotokoll sagte Stowell, dass er ‚den unbedingten Glauben an die Fähigkeit des Gefangenen hatte’, wodurch er andeutete, dass dies der Grund war, Joseph anzuheuern.“ (Joseph Smith: Rough Stone Rolling, S. 51-52)
Die Dokumente, die sich auf dieses Ereignis von 1826 beziehen, lassen einige Fragen offen, ob dies eine vorläufige Anhörung war oder die eigentliche Verhandlung. Das ist nicht so wichtig wie die Information, die sie über Joseph Smiths damalige Aktivitäten liefern. Sie zeigen, dass er genau in dem Zeitraum in volkstümlicher Magie aktiv war, als er angeblich von einem Engel auf seine Berufung als Prophet und Seher vorbereitet wurde.
(Mehr Einzelheiten über diesen Gerichtsprozess von 1826, erfahren Sie in Inventing Mormonism, von Walters und Marquardt, Joseph Smith: The Making of a Prophet, von Dan Vogel, und Early Mormon Documents, herausgegeben von Dan Vogel, Bd. 2-4, und in unserem Joseph Smith and Money Digging. Mehr Einzelheiten über Smiths Verstrickung mit Magie erfahren Sie in Early Mormonism and the Magic World View, von D. Michael Quinn, und unserem Mormonism, Magic and Masonry.)