Die Schnörkel und geschwungenen Linien sehen so aus, als wären sie viel schwieriger einzugravieren als Hebräisch. Man sollte auch daran denken, dass die Schreiber im Buch Mormon erklärten, dass der Bericht in „Reformiertem Ägyptisch“ und nicht in Hebräisch geführt wurde (Mormon 9:32). Die nächsten beiden Verse erklären, dass sie kein Hebräisch benutzten, weil es mehr Platz in Anspruch genommen hätte:
„Wären unsre Platten groß genug gewesen, dann hätten wir Hebräisch geschrieben; aber auch das Hebräische ist von uns verändert worden. Wenn wir Hebräisch hätten schreiben können, seht, dann wären keine Unvollkommenheiten in unserm Bericht gewesen.
Aber der Herr weiß, was wir geschrieben haben und dass kein anderes Volk unsre Sprache kennt; deshalb hat er zu ihrer Übersetzung Mittel bereitet.“ (Mormon 9:33-34)
Smiths Schriftbeispiel wäre für die kompakte Eingravierung nicht geeignet, die notwendig wäre, damit der Buch-Mormon-Text auf zwei Inches der Platten gepasst hätte.
Das ganze Buch Mormon auf einen zwei-Inches dicken Stapel von Platten zu bekommen, wird noch komplizierter, da der Text der 116 von Martin Harris verlorenen Seiten mit einbezogen werden muss.
Martin Harris war als Schreiber für Smith während des Frühjahrs 1828 tätig. Während dieser Zeit diktierte Smith mindestens 116 Seiten Text. Harris bettelte Smith an, ihn das Manuskript mitnehmen zu lassen, damit er es seiner Frau zeigen und ihr Gewissheit verschaffen könnte, dass Smith wirklich an einem Buch von großem Wert arbeitete. Smith war schließlich damit einverstanden, Harris die Seiten auszuborgen. Man nimmt aber an, dass Mrs. Harris aus Furcht, ihr Geld in diesem Projekt zu verlieren, die Seiten vernichtete. Smith fürchtete offensichtlich, dass Mrs. Harris eine Falle stellte, um ihn auf die Probe zu stellen. Wenn er nicht noch einmal dieselbe Übersetzung hervorbringen könnte, könnte sie ihn als Scharlatan entblößen. Um diese Krise abzuwenden, gab Smith bekannt, dass der Engel ihn informiert hätte, dass der Bericht auch die „kleinen Platten Nephis“ enthielte und er sollte den Teil überschlagen, den er vorher übersetzt hatte und sein Manuskript mit diesen Platten beginnen. Wenn man also die Anzahl der Platten zusammenrechnet, die nötig wären, um das ganze Buch Mormon, wie wir es heute kennen, zu fassen, müssen wir auch die Anzahl der Platten einbeziehen, die die 116 Textseiten lieferten, die Harris verloren hatte.
Dieser Text hätte Teil des zwei-Inches dicken Stapels sein müssen (siehe Illustration auf http://www.lightplanet.com/mormons/basic/bom/plates_eom.htm). Somit hätte das gegenwärtige Buch Mormon auf ein Fünftel weniger Platten geschrieben werden müssen als die HLT-Gelehrten angeben.
Auf den Fotos am Anfang der Taschenbuch-Ausgabe des Buches Mormon von 1978 gab es eine Abblidung einer Metallplatte aus Persien, die auf das vierte Jahrhundert v. Chr. datiert wird. Ein Foto von dieser Platte befindet sich ebenfalls auf der HLT-Internetseite http://www.lightplanet.com/mormons/basic/bom/plates_eom.htm. Siehe Foto unten.
Darius-Tafel
Der Text unter dem Bild im vorderen Teil des Buch Mormon von 1978 erklärt, dass die Darius-Tafel “ungefähr die Größe der Goldplatten des Buches Mormon” hat. Das Bild auf der Internetseite der University of Chicago zeigt aber jemanden, der eine der Platten hält, und sie sehen in beiden Richtungen etliche Inches größer aus. (http://oi.uchicago.edu/OI/MUS/PA/IRAN/PAAI/IMAGES/PER/MF/5A2_4.html)
Auch ist sie eine spezielle Erklärung von König Darius, die in drei verschiedenen Sprachen geschrieben wurde und somit nur einen Absatz tatsächlichen Textes enthält. (Siehe http://oi.uchicago.edu/OI/MUS/PA/IRAN/PAAI/IMAGES/PER/MF/5A3_4.html)
Dieses Beispiel sollte uns angeblich überzeugen, dass ein geschriebener Bericht wie das Buch Mormon möglich ist. Da die Eingravierungen relativ groß und weiträumig sind, zeigen sie, dass die Behauptung, den ganzen Buch-Mormon-Text auf Platten von 6x8 Inches und 2 Inches dick bekommen zu haben, nicht haltbar ist. Man denke auch daran, dass man auch für die drei Löcher für die Ringe und den Text der 116 verlorenen Seiten der Übersetzung Platz lassen muss.
HLT-Apologeten benutzen auch die Kupferrolle, die man unter den Rollen vom Toten Meer gefunden hatte, als weiteres Beispiel für das Schreiben auf Metall. Unten befindet sich ein Foto von http://www.usc.edu/dept/LAS/wsrp/educational_site/dead_sea_scrolls/copperscroll_e.shtml.
Beachten Sie, wie die Eingravierungen sich direkt durch die Platte drücken. Offensichtlich wäre es sehr schwierig, wenn nicht unmöglich, auf beide Seiten der dünnen Platten zu gravieren. Dennoch müssen, selbst bei HLT-Berechnungen, die Eingravierungen auf beiden Seiten der Platten sein, um den vollen Text des Buches von zwei Inches der Platten „so dünn wie Pergament“ zu fassen.
Während Jahrhunderte lang Metallplatten benutzt wurden, gibt es keine Parallele zu umfassenden Plattensätzen, wie sie im Zusammenhang mit den Zivilisationen des Buches Mormon erwähnt werden. Thomas J. Finley, Professor und Direktor der Abteilung für das Alte Testament und Semitisches an der Talbot School of Theology, bemerkte:
„Das Buch Mormon erwähnt Platten aus Messing oder Gold, die für ein breites Spektrum verwendet wurden, von Genealogien über Geschichte bis zu Prophezeiungen…
Es steht außer Frage, dass in der antiken Welt, einschließlich dem Nahen Osten, manchmal Metall als Schreibmaterial benutzt wurde. Solche Beispiele scheinen aber keine Parallele zu der Länge des Buches Mormon zu haben, da sie normalerweise nur eine kleine Menge Material enthielten und Standard-Schreibmethoden der damaligen Zeit nur nachahmten…
Im Palast des Darius (Apadana) wurden eine Gold- und eine Silbertafel gefunden, die die dreisprachige Inschrift des Königs enthält, und zwar „in einer Steinkiste unter der Nordostecke der Haupthalle von Apadana“… Diese Inschrift enthält nur acht Zeilen Keilschrift, die in drei Sprachen wiederholt werden. Der Zweck der Inschrift war, die Ausdehnung des Königreiches des Darius zu beschreiben und den Gott Ahuramazda um Schutz für ihn und sein ‚Haus’ zu bitten… Trotzdem gibt es unter dem Material in Keilschrift keine Parallele für die vielen Platten, die man hätte nehmen müssen, um nur das Buch 1. Nephi aufzuzeichnen.
Die Kupferrolle aus Höhle drei von Qumran hat einmalig einen längeren Text (obwohl nicht annähernd so lang wie das Buch Mormon)… Anders als die Messing- oder Goldplatten, die im Buch Mormon angesprochen werden, versuchte dieses Werk eine “Standard-Pergamentschriftrolle” nachzuahmen.“ ("Does the Book of Mormon Reflect an Ancient Near Eastern Background?," New Mormon Challenge: Responding to the Latest Defenses of a Fast-Growing Movement, herausgegeben von Francis J. Beckwith, Carl Mosser and Paul Owen, Zondervan, 2002, S. 340-341).
Dr. Finley erklärt weiter:
„Um auf das Buch Mormon zurück zu kommen, so ist die Betonung auf die „Messingplatten (1. Nephi 4:38, usw.), „Metallplatten“ (Mosiah 21:27), „Goldplatten“ (Mosiah 28:11), „Platten Nephis“ (1. Nephi 9:1-4) und die „Platten Jakobs“ (Jakob 3:14) ziemlich beeindruckend. Es scheint ein Leitmotiv oder Nebenthema im ganzen Buch zu sein… Diese Aufzeichnungen waren ziemlich umfassend und wären zumindest umständlich von Ort zu Ort zu transportieren gewesen. Im Gegensatz dazu wurden die äußerst wichtigen Materialien der Bibel durch schriftliche Übertragung auf Leder, Papyrus und Pergament weitergereicht – Materialien, die viel leichter zu transportieren und bequemer zu handhaben waren. Während im antiken Nahen Osten Metall als Schreibmaterial benutzt wurde, überwiegen die Unähnlichkeiten im Gebrauch mit dem Buch Mormon den Ähnlichkeiten im Material.“ (New Mormon Challenge, S. 342)
Wo gibt es ein Beispiel eines Textes oder geschichtlichen Berichts aus dem Nahen Osten oder der Neuen Welt, der auf solch umfassende Platten aufgezeichnet wurde? Warum benutzten biblische Schreiber kein Metall? Offensichtlich waren die Texte zu lang, Metallplatten zu teuer und schwer einzugravieren für solch einen Gebrauch in großem Stil, wie es im Buch Mormon geschildert wird.
Fortsetzung