RIGDON UND SMITH VERWICKELTEN SICH IN EIN HIN UND HER DES MACHTKAMPFES, DEN MAN IN ANBETRACHT IHRER VERWUNDBARKEITEN UND GEGENSEITIGEN ABHÄNGIGKEIT VERSTEHEN KANN
Folgende zeitliche Reihenfolge fasst drei Machtstreitigkeiten zwischen Smith und Rigdon zusammen:
Konflikt Nr. 1 – Aug.-Sept. 1831:
Aug. 1831 – Smith empfing eine Offenbarung, die Sidney Rigdon wegen seiner Selbsterhöhung ermahnt.
15. Aug. 1831 – Zeitungsberichte beginnen die Runde zu machen, die Rigdon als wahrscheinliches Superhirn für das Buch Mormon benennen. Siehe frühere Zitierungen.
Sept. 1831 – Smith empfing eine Offenbarung, dass nur er Offenbarungen und Gebote für die Kirche erhalten könnte.
Sept. 1831 – Rigdon predigte, dass die „Schlüssel des Königreiches von uns genommen wurden“, und sagte, dass er im Begriff wäre, den Mormonismus bloß zu stellen. Hyrum Smith erörterte Rigdons Behauptung und sagte, dass die Schlüssel nicht verloren gegangen wären. Joseph Smith tadelte Sidney Rigdon. Rigdon wurde Berichten gemäß von einer unsichtbaren Macht durch einen Raum geworfen und lag für fünf oder sechs Wochen danieder [Quelle: Autobiographie von Philo Dibble]. Siehe:
http://www.exmormon.org/mhistpart3.html
Es ist nicht klar, wie Vertreter der Smith-als-alleiniger-Autor-Theorie Rigdons dokumentierte Drohung erklären, bei dieser Gelegenheit und nach Smiths Tod „den Mormonismus bloß zu stellen“.
8. März 1832 – Rigdon wurde zum 2. Ratgeber in der Ersten Präsidentschaft bestimmt.
Konflikt Nr. 2 – Juli 1832:
5. Juli 1832 – Rigdon versuchte, die Kontrolle über die Kirche an sich zu reißen, und erhielt Gemeinschaftsentzug.
28. Juli 1832 – Rigdon wurde erneut zu einem Hohenpriester ordiniert.
28. Juli 1832 – Smith ordinierte Rigdon „zum zweiten Mal“ am 28. Juli zum Hohenpriester, nachdem er „wie Petrus vor alters Buße tat“.
12. Okt. 1833 – Eine Offenbarung beruft Rigdon zu „einem Sprecher für meinen Diener Joseph“.
19. Apr. 1834 – Smith bevollmächtigt Rigdon, während seiner Abwesenheit über die Kirche zu präsidieren.
1838 – Rigdon hältt hochprofilierte Predigten, um Smith zu unterstützen.
1835 wurden die Lehre und Bündnisse veröffentlicht. Die neue Heilige Schrift enthielt eine Revision des Buches der Gebote. Von Interesse ist eine Revision von BG 4:2, worin ursprünglich Smiths Macht eingeschränkt wurde:
Ich habe ihm geboten, dass er keine weitere Gabe beanspruchen soll, denn ich werde ihm keine weitere Gabe gewähren.
Diese obige Schriftstelle wurde 1835 revidiert, um LuB 5:4 daraus zu machen, wo es heißt:
Und du hast eine Gabe, die Platten zu übersetzen; und dies ist die erste Gabe, die ich dir verlieh; und ich habe geboten, dass du keine weitere Gabe beanspruchen solltest, bis hierin meine Absicht erfüllt ist; denn ich werde dir keine weitere Gabe gewähren, bis dieses fertig gestellt ist.
Die obigen Änderungen im Wortlaut waren deutlich beabsichtigt, um Smiths Macht zu erweitern.
11. April 1841 – Smith und Rigdon tauften sich erneut gegenseitig für die Vergebung der Sünden und „Erneuerung der Bündnisse“.
Konflikt Nr. 3 – 3. Okt. 1843:
1. Okt. 1843 – Bei einer Versammlung des gesalbten Kollegiums salbte und ordinierte Smith William Law zum ersten Ratgeber und Amasa M. Lyman zum zweiten Ratgeber in Hinblick darauf, Rigdon auf der bevorstehenden Konferenz fallen zu lassen.
8. Okt. 1843 – Die Generalkonferenz weigerte sich Smiths Antrag zu unterstützen, Rigdon aus der Ersten Präsidentschaft fallen zu lassen.
6. Apr. 1844 – Rigdon sagte der Generalkonferenz: „Es stehen Männer in eurer Mitte, mit denen ihr nichts anderes tun könnt, als ihnen die Kehle durchzuschneiden & sie zu verbrennen.“
27. Juni 1844 – Smith wurde ermordet.
Sept. 1844 – Nachdem er als Führer der Kirche abgelehnt worden war, drohte Rigdon die Kirche „bloß zu stellen“. Dies scheint das zweite Mal zu sein, dass er diese Drohung äußerte.
12. Okt. 1845 – Rigdons Unterstützer in Pittsburg bestätigten ihn öffentlich als „ersten Präsidenten der Kirche“, die am 6. Apr. 1845 formell als eine neue „Kirche Christi“ organisiert wurde.
Der obige zeitliche Verlauf beinhaltet zwei Konflikte, bei denen Smith Rigdon entmachtete und ihm danach prompt die Macht zurückgab. Solch ein schwankendes Verhältnis macht Sinn in der Spalding-Rigdon-Theorie, wenn man die gegenseitige Abhängigkeit der beiden Männer und die Verwundbarkeiten in Betracht zieht: Smith zog Nutzen aus Rigdons Tapferkeit bei der Formulierung neuer Heiliger Schrift und bei der ordnenden Unterstützung durch seine Redekunst; Rigdon profitierte von Smiths Charisma und politischem Verstand. Beide benötigten den anderen, um Stillschweigen zu wahren.
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