Das Erfinden der Namen
Bei ihrem Versuch, zu zeigen, dass das Buch Mormon göttlichen Ursprungs ist, haben einige Mormonenschreiber behauptet, dass es für Joseph Smith unmöglich wäre, all die Namen darin zu erfinden. Jack H. West erklärte:
„Ein weiterer stützender Beweis in unserer Verteidigung wäre, dass wir über 300 richtige Namen im Buch Mormon finden, von 180 hatte man nie zuvor gehört, bevor dieses Buch aus der Druckerpresse kam. Vermutlich waren es völlig neue Namen. Als erstes erzählen uns die Wissenschaftler, dass es für einen Menschen unmöglich ist, 180 völlig neue Namen zu erfinden. Sie sagen, dass man, wenn man versuchte, die dafür nötige Forschungsarbeit zu leisten, völlig verrückt werden würde… Erfand eine ganze Gruppe von Menschen diese 180 vermutlich neuen Namen? Nun wissen wir, dass es nicht so ist, weil wir seither von einem Indianerstamm zum anderen gerannt sind, deren Aufenhalt wir im Jahr 1830 nicht kannten… Und wir sagen zu einigen dieser Indianer: ‚Wie lange habt ihr diesen Berg dort Nephihah genannt?’ Und sie sagen: ‚So lange wir uns erinnern können…’ Und wir dachten, dass es ein neuer Name war… genauso verhält es sich mit den meisten dieser 180 vermutlich neuen Namen, die in englischer Schrift zum ersten Mal mit der Veröffentlichung des Buches Mormon aus der Druckerpresse kamen – es waren uralte Namen, jetzt zum ersten Mal allgemein bekannt.“ (Trial of the Stick of Joseph, Brigham-Young-Universität, Lecture Series, Seite 45)
Die Behauptung, dass die “meisten dieser 180 vermutlich neuen Namen“ unter den Indianern gefunden worden sind, ist sicherlich fantastisch, aber noch fantastischer ist die Aussage, dass „es für einen Menschen unmöglich ist, 180 völlig neue Namen zu erfinden“.
Die meisten Namen, die im Buch Mormon erscheinen, sind entweder direkt von der Bibel hergeleitet oder sind durch geringfügige Änderungen oder Kombinationen mit Namen aus der Bibel erschaffen worden. Während wir keinen Platz dafür haben, eine vollständige Studie der Namen im Buch Mormon zu machen, werden wir die Namen untersuchen, die den verschiedenen Büchern gegeben wurden, die man im Buch Mormon findet. Sie werden wie folgt aufgelistet: Das erste Buch Nephi, das zweite Buch Nephi, das Buch Jakob, das Buch Enos, das Buch Jarom, das Buch Omni, die Worte Mormons, das Buch Mosiah, das Buch Alma, das Buch Helaman, das dritte Buch Nephi, das vierte Buch Nephi, das Buch Mormon, das Buch Ether und das Buch Moroni. Wenn wir Doppelungen weglassen, erhalten wir folgende Liste von Namen: Nephi, Jakob, Enos, Jarom, Omni Mormon, Mosiah, Alma, Helaman, Ether und Moroni.
Wie wir schon gezeigt haben, ist der Name Nephi von den Apokryphen, 2, Makkabäer 1:36, entnommen und Joseph Smith kaufte eine Bibel, die die Apokryphen enthielt.
Der Name Jakob ist natürlich der Bibel entnommen (siehe Genesis 25:26)
Der Name Enos ist ebenfalls direkt der Bibel entnommen (siehe Genesis 4:26).
Obwohl der Name Jarom nicht in der Bibel erscheint, finden wir den Namen Joram (2. Samuel 8:10), und wenn wir die Buchstaben o und a vertauschen, haben wir Jarom. Ein weiterer einfacher Weg, diesen Namen zu bekommen, ist, die ersten drei Buchstaben des Namens Jared (JARed), den man in Genesis 5:15 findet, mit den letzten zwei Buchstaben von Edom (edOM), den man in Genesis 25:30 findet, zu kombinieren, was dann JAROM ergibt.
Den Namen Omni findet man nicht in der Bibel, aber wenn der Buchstabe r in Omri (1. Könige 16:16) in n geändert wird, erhalten wir Omni.
Ein anderer Weg zu diesem Namen zu kommen, ist, nur die ersten vier Buchstaben vom Wort omnipotent (OMNIpotent) zu nehmen, das man in Offenbarung 19:6 findet.
Das Wort Mormon findet man nicht in der Bibel, aber es kann erschaffen werden, indem man die ersten drei Buchstaben von Moriah (MORiah), den man in Genesis 22:2 findet, den letzten drei Buchstaben von Salomon (saloMON), den man im 2. Samuel 5:14 findet, hinzufügt. Auf diese Weise erhalten wir MORMON.
Eine weitere Quelle für das Wort Mormon wird von Fawn Brodie vorgeschlagen. Sie meint, dass er aus der Antifreimaurer-Kontroverse hervorgegangen ist. Auf Seite 64 ihres Buches No Man Knows My History, sagt sie, dass Joseph Smith „die ersten Silben von Morgan und Monroe kombiniert“ haben könnte, um Mormon daraus zu machen. Wir meinen, dass dies ein guter Vorschlag ist und haben diese Sache in unserem Buch The Mormon Kingdom, Bd. 1, Seite 155, behandelt.
Es ist interessant, dass Joseph Smith behauptete, dass der Name „Mormon“ aus zwei Wörtern zusammengestellt wurde. Er erklärte, dass der letzte Teil des Wortes – d. h. „mon“ – ein „ägyptisches“ Wort ist und „gut“ bedeutet, und „mit der Hinzufügung von more, oder der Kurzform mor, haben wir das Wort MORMON, was buchstäblich ‚more good’ [besser] bedeutet“ (Times and Seasons, Bd. 4, S. 194). Jemand, der unser Buch Changes in Joseph Smith’s History las, gab folgenden Kommentar in Bezug auf diese Angelegenheit ab: „Smith behauptete, dass das Wort ‚Mormon’ aus dem ägyptischen Wort ‚mon’ (was, so sagt er, ‚gut’ bedeute) und dem englischen Wort ‚more’, verkürzt zu ‚mor’ (die zusammen ‚more good’ bedeuten) gebildet wurde. Wie kann das sein, wenn es kein ägyptisches Wort ‚mon’ gibt, das gut bedeutet. Selbst, wenn es solch ein ägyptisches Wort gäbe, wie könnte es mit einem englischen Wort hier auf dem amerikanischen Kontinent irgendwann vor 400 n. Chr. kombiniert worden sein? Die englische Sprache hatte sich erst im Mittelalter gebildet und war im antiken Nahen Osten völlig unbekannt.“ In einem Brief vom 1. April 1965 schrieb derselbe Mann: „Ich könnte einige Worte über Smiths Definition des Wortes ‚Mormon’ hinzufügen… der Teil, auf den ich mich beziehe, ist in der heutigen Church History ausgelassen worden, so wie ich es verstehe. Während ich in der Absolventenabteilung der John-Hopkins-Universität war, nahm ich die Gelegenheit wahr und fragte Dr. William F. Albright, ob es irgendein ägyptisches Wort ‚mon’ gäbe, das ‚gut’ oder etwas Ähnliches bedeutet. Dr. Albright ist einer der führenden Autoritäten der Welt über den antiken Nahen Osten und er vesteht Ägyptisch und bietet Kurse darin an. Er versicherte mir, dass es kein solches Wort gäbe. Ich schrieb Dr. Sperry über dieses Problem und er versicherte mir, dass er so aus dem Stegreif keine Antwort auf dieses Problem hätte (siehe beigefügten Brief). Zu der Zeit als Joseph Smith diese Definition lieferte, arbeitete Champollion gerade das System der ägyptischen Hieroglyphen aus, so dass, so weit wie es Smith bekannt war, ihm niemand widersprechen konnte. Es hätte aber offensichtlich gewesen sein müssen, auch ohne Kenntnis in Ägyptisch, dass ein ägyptisches Wort nicht mit einem englischen Wort hätte kombiniert werden und hier in Amerika vor 400 n. Chr. erscheinen können (da es im Buch Mormon verwendet wird), da es erst Jahrhunderte später die englische Sprache gab.“
Der Name Mosiah wird nicht in der Bibel gefunden, aber man findet den Namen Josiah in 1. Könige 13:2. Wenn wir den Buchstaben J in M ändern, erhalten wir Mosiah. Ein anderer einfacher Weg, diesen Namen zu erhalten, wäre, die ersten drei Buchstaben des Namen Moses (MOSes), den man in Exodus 2:10 findet, mit den letzten drei Buchstaben des Namen Isaiah (isaIAH), den man in 2. Könige 19:2 findet, zu kombinieren, und wir würden den Namen MOSIAH erhalten.
Den Namen Alma findet man nicht in der Bibel, aber er könnte entstanden sein, indem Buchstaben von dem Namen Shalmaneser (shALMAneser), den man in 2. Könige 17:3 findet, entfernt wurden.
Tatsächlich ist der Name Alma in Amerika wohlbekannt. Die Zeitung, die in Joseph Smiths Umgebung herausgegeben wurde (Wayne Sentinel, 5. Juni 1829, Seite 2), erzählt von der Eheschließung der „Miss ALMA Parker“ (im Buch Mormon ist der Name Alma natürlich einem Mann gegeben worden). Es gibt eine ganze Reihe von Städten in Amerika, die Alma heißen (siehe das National Zip Code Directory).
Obwohl der Name Helaman in der Bibel nicht gefunden wird, spricht 2. Samuel 10:17 vom Fluss Helam. Der Name HELAMAN könnte mit Leichtigkeit geschaffen werden, indem man den Namen HELAM mit den letzten beiden Buchstaben in Haran (harAN), den man in Genesis 11:26) findet, kombiniert.
Der Name Ether ist direkt der Bibel entnommen (siehe Josua 15:42).
Der Name Moroni wird nicht in der Bibel gefunden, aber man könnte ihn bekommen, indem man die ersten drei Buchstaben von Moriah (MORiah), den man in Genesis 22:2 findet, mit den letzten drei Buchstaben des Namens Benoni (benONI), den man in Genesis 35:18 findet, kombiniert. Somit erhalten wir MORONI.
Es ist interessant, dass es einen italienischen Künstler namens Moroni gab. In einem Brief an Ralph L. Foster erklärte Rosalind Lawrence vom Museum of Fine Arts in Boston, Massachusetts, dass die „1829er-Ausstellung der Sarti-Kollektion“ im Boston-Atheneum „ein Gemälde von Moroni, sein Porträt von Galileo“ zeigte. (Brief vom 20. August 1963; fotographisch reproduziert in The Book of Mormon on Trial, von Ralph Leonard Foster)
Aus dieser kurzen Studie von Namen im Buch Mormon kann der Leser erkennen, dass es ein Leichtes wäre Hunderte von “neuen Namen” zu schaffen, indem man einfach einige Buchstaben von Namen ändert, die schon bekannt sind, oder indem man verschiedene Teile von Namen kombiniert.
Joseph Smith hatte sicher die Fähigkeit „neue Namen“ zu schaffen. George Reynolds gibt folgende interessante Information: „Während er in Kirtland wohnte, wurde Elder Reynolds Cahoon ein Sohn geboren. Eines Tages, als Präsident Joseph Smith an seine Tür kam, rief er den Propheten herein und bat ihn, das Baby zu segnen und ihm den Namen zu geben. Joseph tat es und gab dem Jungen den Namen MAHONRI MORIANCUMER…’ (Juvenile Instructor, Bd. 27, S. 282, wie in Mormon Doctrine, von Bruce R. McConkie, 1966, Seite 463, zitiert)
Es ist interessant, dass Joseph Smith, als er in den späten 1820ern eine Bibel kaufte, eine auswählte, die „EINE ALPHABETISCHE TABELLE ALLER NAMEN IM ALTEN UND NEUEN TESTAMENT MIT IHREN BEDEUTUNGEN auswählte;…“ („A History of Joseph Smith’s Revision of the Bible“, von Reed C. Durham Jun., Seite 27).
Wenn er eine Liste von biblischen Namen und ein wenig Phantasie benutzte, wäre es für Joseph Smith sehr leicht gewesen, die „neuen Namen“ zu produzieren, die man im Buch Mormon findet.
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