Behauptungen über ähnliches Vokabular – Semitisch und Uramerikanisch
Einige Mormonenapologeten weisen auf Kommentare von Dr. Roger William Westcott, Linguistikprofessor an der Drew-Universität, und Dr. Mary Ritchie Key hin, die über die Ähnlichkeiten zwischen vielen Wörtern in den Sprachen der Ureinwohner Amerikas und den Spachen der biblischen Länder geschrieben haben. Westcott und Key basieren ihre Kommentare aber nicht auf ihre eigene Forschungsarbeit, sondern eher auf die Forschung des Mormonen Brian Stubbs. Stubbs jagte einfach nach Vokabeln, um seine Liste aufzustellen. Aber die Ähnlichkeiten des Vokabulars sind nicht (wie jeder komparative Linguist wissen sollte) genug, um eine Verbindung zwischen Sprachen herzustellen. Es gibt viel zu viele Ähnlichkeiten, die reine Zufälle sind. Zum Beispiel bedeutet das griechische 'ho' „der, die, das“ und das hebräische 'ha' „der, die, das“. Zeigt dies, dass Griechisch und Hebräisch verwandt sind? Überhaupt nicht. Das aztekische 'pax' bedeutet „Krieg“ und das lateinische 'pax' bedeutet das Gegenteil: „Frieden“. Ist dies Beweis, dass Aztekisch und Lateinisch verwandt sind? Nein. Das griechische 'theos' und das lateinische 'deus' bedeuten beide „Gott“. Verblüffende Ähnlichkeit, aber sie haben vollkommen unterschiedliche Wurzeln, obwohl Lateinisch und Griechisch TATSÄCHLICH verwandt sind.
Ich schätze, dass eine sorgsame Suche im Chinesischen und Englischen eine Liste von Wörtern mit ähnlichem Erscheinungsbild und ähnlicher Bedeutung liefern würde. Würde irgendein Linguist dies als Beweis dafür akzeptieren, dass Chinesisch und Englisch verwandt sind oder dass das eine vom anderen abstammt?
Mormonenapologeten verteidigen Stubbs' Arbeit, indem sie aufzeigen, dass er auch Muster von Klangverschiebungen zeigt, wie man sie in bekannten Sprachfamilien beobachtet, wie die indoeuropäische Gruppe (die die meisten modernen und antiken europäischen Sprachen einschließt), zusätzlich zu den Ähnlichkeiten der jeweiligen Vokabeln. Stubbs präsentiert aber nicht annähernd die Menge an Beispielen, die die indoeuropäischen Klangverschiebungen (die verbreitetste IE-Verschiebung ist als „Grimms Gesetz“ bekannt) bestätigen.
Stubbs ist Mormone und schreibt für ein mormonisches Publikum. Er hat zwei Linguistik-Professoren im Ruhestand (Key ist jetzt tot) verwirrt. Was ist mit den tausenden anderen namhaften Linguisten, die nicht überzeugt sind? Nur Laien haben sich von Vokabellisten wie die von Stubbs überzeugen lassen. (Viele weitere Vokabelähnlichkeiten finden sie unter http://tinyurl.com/52w8t8.)
Siehe auch den Artikel "Setting the Record Straight About Native Languages: Linguistic Relationships" auf http://www.native-languages.org/iaq3.htm#4.
Ein weiteres Beispiel für einen Versuch, Vokabelähnlichkeiten zu benutzen, um das Buch Mormon zu stützen, finden Sie hier im Artikel „Lehi im Pazifik“ von L. Dwayne Samuelson mit einer Widerlegung von mir.
weiter